Outlander

 
  • Original-Titel: Outlander
  •  
  • Regie: Howard McCain
  • Land: USA
  • Jahr: 2008
  • Darsteller:

    James Caviezel (Kainan), Sophia Myles (Freya), Jack Huston (Wulfric), Ron Perlman (Gunnar), John Hurt (Ruthgar), John Beale (Edmund), Ted Ludzik (Olaf), Bailey Maughan (Erick), Cliff Saunders (Boromir)


Vorwort

709 n. Chr. – in einen norwegischen Waldsee crasht ein außerirdisches Raumschiff. Kainan, der einzige Überlebende, geht auf Erkundung und entdeckt ein völlig verwüstetes Dorf, aber keine Leichen. Jedenfalls wird er von einem ankommenden Wikinger-Trupp aus der nächsten Siedlung für chronisch eines Gemetzels schuldig befunden – König Ruthgars Leute sind deswegen etwas pikiert, weil das Dorf zum Machtbereich des rivalisierenden Wikingerführers Gunnar gehört, mit dem Ruthgar gern Frieden schließen würde, der aber nun vermutlich eben den Ruthgar-Clan für den Urheber des wahrscheinlichen Massakers halten wird. Kainan improvisiert die Mär, aus dem Norden zu stammen, kann sich aber nicht reinwaschen. Just, als er (bereits von Königstochter Freya, eigentlich dem unbeherrschten Krieger Wulfric versprochen, ins Visier genommen) die Flucht ergreifen will, überfällt ein Monster die Siedlung und tötet diverse Einwohner. Kainan muss zugeben, dass er ahnt, welche Art Untier für den angerichteten Schaden zuständig ist. Auf der sich anschließenden Jagd verdient er sich den Respekt der Wikinger, als er einen gewaltigen Bären (von den Wikingern irrtümlich für das Monster gehalten) tötet. Damit wäre Kainan zwar nun offiziös ein echter Wikinger mit Gütesiegel, das Problem ist aber noch nicht gelöst – zumal nun auch noch Gunnar rachedurstig mit seinen Kriegern auftaucht, aber zurückgeschlagen werden kann. Doch schon bald ist Gunnar im Laufschritt mit seinen letzten Getreuen wieder da, da das Monster seinen Rückzug dezent unterbrochen hat. Kainan, der inzwischen zugeben musste, dass er das Monster mitgebracht hat (es gehört zur vorherrschenden Spezies auf einem gewaltsam terrageformten Planeten) verfällt auf die Idee, eine Monsterfalle zu basteln. Könnte klappen, gäbe es nicht noch ein zweites Untier…


Inhalt

„Outlander“ gehörte zu den von mir heftiger antizipierten Filmen beim diesjährigen FFF – Monsterfilme mag man ja von Haus aus, und wenn da sogar mal ein größer budgetierter Film daher kommt, muss man das ja aus Prinzip unterstützen… Die Produktionsgeschichte von „Outlander“ mahnt allerdings zur Vorsicht – ursprünglich sollte Renny Harlin den Streifen inszenieren, aufgrund von Verzögerungen musste dann aber Drehbuchautor Howard McCain (der auch das kommende „Conan“-Remake schreiben wird) auf dem Regiestuhl Platz nehmen und anstelle des ursprünglich vorgesehenen Karl Urban (der statt dessen dann „Pathfinder“ abdrehte) übernahm The Christ Jim Caviezel persönlich die Hauptrolle. Außerdem sollte ursprünglich in Neuseeland mit richtig fettem Budget und state-of-the-art-WETA-Effekten gedreht werden, bevor aus Budgetgründen nach Kanada und zu Patrick Tatapoulos („Pitch Black“, „Godzilla“) als Creature Designer umdisponiert wurde. Und trotzdem lag „Outlander“ dann noch über anderthalb Jahre auf Halde, bevor die produzierenden Weinsteins es offensichtlich aufgaben, ihr Werk via eines willigen Verleihers in die Kinos zu bringen – in den Staaten ist ein DVD-Release für November angekündigt und so hatte das FFF-Publikum die ausgesprochen rare Möglichkeit, den Film dort zu sehen, wo er hingehört, nämlich auf der großen Leinwand (es sei denn, die Festival-Reaktionen überreden doch noch einen experimentierfreudigen Verleiher zu einem Kinostart).

Zusammen mit seinem (auch bei „Conan“ in dieser Funktion tätigen) Co-Autoren Dirk Blackman legt McCain ein Werk vor, dass man den quintessentiellen Fantasy-Abenteuer-Action-Monsterfilm nennen könnte, ohne das despektierlich zu meinen. Geradliniger und „klassischer“ kann man einen Film dieses Genres nicht inszenieren; alle Plotentwicklungen stammen geradezu aus dem Bilderbuch: Kainan landet in einer ihm fremden Umgebung, wird gefangen, erarbeitet sich Respekt, gerät in eine anfänglich feindselige, dann kamerad- und gar freundschaftliche Rivalität mit dem heißblütigen Wulfric, kabbelt sich mit dem auch um die einzig ernstlich poppbare Frau, findet die Lösung für das Problem, das er selbst erst mitgebracht hat (und laboriert selbstverständlich an einem monster-bedingten Trauma); das Schema lässt sich auch bei den anderen plotpoints erkennen, oder glaubt jemand ernstlich, König Ruthgar hätte einer ernsthafte Chance, den Film zu überleben? Oder ist es überraschend, dass der von den Wikingern vernachlässigte Junge Erick der erste ist, der Vertrauen zu dem mysteriösen „Outlander“ fasst? Nein – „Outlander“ ist von vorn bis hinten, wenn man böse sein will, eine einzige Zelebrierung von Genre-Klischees und trotzdem *funktioniert* er (was natürlich auch daran liegt, dass, wie von mir schon des öfteren erwähnt, Klischees zu Klischees werden, weil sie nun mal grundsätzlich wirken, es sind Mechanismen, die, wenn richtig angewandt, automatisch die erwünschten Reaktionen auslösen [wenn ich abschweifen und erläutern darf: z.B. mag der Tod des „Hero’s Best Friend“ heutzutage bei manchem Filmzuschauer Räude und Krätze verursachen, aber es ist ein – erfolgreiches – Klischee, weil dieses Element einen emotionalen und dramaturgischen Impact hat, der dem Zuschauer etwas – hoffentlich – liebgewonnenes wegnimmt, ohne gleich den Helden zu killen und dem Helden eine zusätzliche Motivation verleiht], was alles nicht heißt, dass untalentierte Autoren und Regisseuren auch bewährte Klischees nicht nach allen Regeln der Un-Kunst versaubeuteln können).

McCain und Blackman, die das Drehbuch übrigens erfreulich ironie- und humorfrei halten (keine pseudocoolen one-liner und fetzigen Sprüche), feiern sozusagen das Klischee an sich, widerstehen dabei aber der Versuchung, die Klischees zu überzeichnen; obwohl man meinen könnten, im ganzen Script stecke nicht eine einzige eigene Idee, erweist sich der Film – speziell, wenn man ihn im Nachhinein Revue passieren lässt – als intelligenter, als er eigentlich von Rechts wegen sein dürfte. Nichts ist unlogisch, alles was passiert, hat seinen Grund, funktioniert script-psychologisch und film-dramaturgisch, was nur beweist, dass die Benutzung von Klischees allein nichts nutzt, man muss auch mit ihnen umgehen und sie richtig kombinieren können. Und das tun McCain und Blackman so geschickt, dass der fertige Streifen seine für einen letztlich simplen Fantasy-Monsterfetzer stolze Laufzeit von knapp zwei Stunden wie einen Sprint bewältigt.

Das klappt freilich auch nur, weil McCain, der Regisseur (in dieser Funktion neben einer 1994er-Komödie mit dem hübschen Titel „No Dessert, Dad, Till You Mow the Lawn“ nur mit zwei wohl eher wenig bemerkenswerten TV-Thrillern auffällig geworden) auch ein gutes Händchen dafür hat, sein Script adäquat auf Film zu bannen. Der Streifen hat eine enorme Energie, nimmt sich nur die genau richtig abgestimmten Atempausen, und kommt selbst in der obligatorischen großen Expositions-Sequenz, in der Kainan die Hintergründe seiner selbst und des Monsters aufklärt, nicht zum Stillstand. Die Kameraführung von Pierre Gill („The Covenant“) ist angemessen rasant, aber nicht hektisch, dito der Schnitt, der pompöse Score von Geoff Zanelli („Hitman“, „Disturbia“) sorgt für die richtige epische Stimmung. Auch die Production Values können überzeugen – trotz der Budgetreduzierung hat man ein aufwendiges und authentisch wirkendes full-scale-Wikingerdorf hingestellt und auch für genügend Komparserie ist gesorgt.

Die Visual FX sind nicht herausragend, aber absolut praktikabel (der Ausflug auf Kainans Heimatwelt per Flashback/Expository Monologue hätte sicher noch optimiert werden können, aber es erfüllt den Zweck). Ein Schwachpunkt sind nur die Creature FX von Patrick Tatapoulos – aber nur vom Design selbst her. Nicht nur erkennt man die Kreatur auf den ersten Blick aus Tatapoulos-Geschöpf (sofern man „Pitch Black“ und „Godzilla“ gesehen hat), auch die Konzeption des Monsters ist mehr einer vermeintlich coolen denn praktikablen Idee (das Monster „leuchtet“ aus seinem Körperinneren heraus, und um so „heller“, je aggressiver es ist), es nimmt dem Monster ein wenig von seiner dämonischen Wirkung, lässt es zu „cartoonig“ aussehen.

Der Härtegrad entspricht in etwa dem, was man einer durchschnittlichen 16er-Freigabe beimessen würde. Saftig, wenn’s sein muss, aber nie übertrieben sudelig.

Nicht ganz glücklich bin ich mit der Besetzung der Hauptrolle – James (nicht mehr „Jim“) Caviezel (bekanntlich Jesus in „The Passion of the Christ“, „Deja Vu“) fehlt die Ausstrahlung des großen Abenteuerfilm-Helden, außerdem absolviert er den Film im Steven-Seagal-Gedächtnismodus mit maximal zwei Gesichtsausdrücken (Kollege Wortvogel meinte sinngemäß richtig, zwischen „milde angepisst“ und „schwerer Verstopfung“). Mir ist klar, dass Kainan schon scriptbedingt her nicht der große Über-Held, sondern mehr ein „everyman“ sein soll, der nicht durch pure physische Präsenz punktet, aber ein wenig mehr mimisches Engagement wäre trotzdem oder gerade deswegen nett gewesen. Dieses Manko wird zum Glück durch den spielfreudigen und enthusiastischen Jake Huston (mir in Shrooms nicht gerade im Gedächtnis geblieben) ausgeglichen. Sein Wulfric ist genauso feurig, egoistisch und demzufolge spaßig anzusehen, wie’s sein soll. Sophia Myles (aus der gerade bei Pro7 laufenden kurzlebigen Vampir-Serie „Moonlight“, „Hallam Foe“, „Underworld“) hat als Wikingerbraut Freya nicht viel zu schauspielern, sieht aber gut aus und erledigt insgesamt einen souveränen Job. Den Part der obligatorischen Gast-Stars übernehmen der, wie schon bei Terra erwähnt FFF-unvermeidliche Ron Perlman als finsterer Gunnar und der verdienstvolle John Hurt („Alien“, „Der Elefantenmensch“, „Hellboy“, „V für Vendetta“) in einer guten Alters-Performance als König Ruthgar.

Ergo – „Outlander“ ist Abenteuer-Monster-Fantasy, wie man sie sich wünscht und leider nur viel zu selten geboten bekommt (das Feld wird ja meist von mehr oder weniger unfähigen B-Movie-Klitschen wie UFO beackert) – Popcorn-Entertainment vom Unterhaltsamsten, technisch nahezu großartig gewerkelt, mit Ausnahme des verbesserungsfähigen Caviezel mehr als nur solide gespielt, spannend und nicht so hirnlos, wie die Festival-Verantwortlichen es meinten. Fraglos kein Film für die Ewigkeit oder Anwärter auf einen Klassikerthron, aber im Vergleich zu dem, was man in diesem Subgenre normalerweise direct-to-DVD vorgesetzt bekommt, eine wahre Offenbarung. Die Qualität für einen Kinostart hätte „Outlander“ allemal, und spätestens die DVD sollte sich jeder Genrefan bereits jetzt vormerken. Good friendly violent fun!

4/5

(c) 2008 Dr. Acula


mm
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